Ein Kapitel aus der Theologie des Psalters
(Workshop Berlin 7.7.2012)
13,5 × 21 cm | 64 Seiten | ISBN: 978-3-87062-140-7 | € 10,00
Gewiss gibt es so etwas wie Rezitation heiliger Texte. Heilige Texte sind mit der Rezitation mehr als zufällig verbunden. Nicht etwa dehnt sich eine an und für sich schon bestehende Rezitationspraxis auch auf Texte aus, die als heilig gelten, sondern mit der Heiligkeit der Texte entsteht auch deren Rezitation.
Ebenso umgekehrt: Nicht etwa gibt es ein an und für sich bestehendes Korpus heiliger Texte, von dem man beschließt, dass es zur Rezitation gebracht werden solle, sondern mit der Rezitation entsteht erst die Heiligkeit der Texte. Rezitation und Heiligkeit der Texte sind so eng miteinander verbunden, dass man vom Einen nichts wüsste ohne das Andere.
Daraus folgt: Dass es auf Dauer heilige Texte geben solle, ohne dass sie rezitiert würden, ist unwahrscheinlich. Hinzu kommt: Heilige Texte brauchen, sofern rezitiert, mehr Raum, mehr Zeit als geschriebene oder gedruckte. Durch Rezitation werden Räume und Zeiten derart mit erklingendem Wort erfüllt, dass ganze Gemeinden in sie eintreten können, um in ihnen zu verweilen.